19.08.2018 - 10.Etappe



Caldas de Reis nach Padron



Schritte:35.702
Strecke: 22,3
Höhe: 6:57
Zeit: 102 Stock
Blasen: 0 : 1

Caldas de Reis verlassen wir guter Dinge vor dem Sonnenaufgang. So früh und schon so viel Pilger auf dem Weg. 
Wie schon seit 2 Tagen überholen uns die selben zwei Engländer, wird ja schon fast zur Tradition. Kurz nach dem Ort überholen wir eine kleine Gruppe von nicht allzu gut gelaunten Kindern... also zumindest die eine macht deutlich den Eindruck, daß sie keinen Bock mehr auf den Weg hat. 
Sehr viel sind Heute auch mit Tagesrucksäcken unterwegs, riechen alle wie frisch gefönt und sind ohne zusätzliche 10 Kg auf dem Rücken, natürlich deutlich schneller unterwegs als wir beide. 
Ela ist der Meinung "das gilt doch nicht, so kann das doch jeder" 
Ich sehe das etwas anders, aber dazu gehört, Alt oder Gebrechlich und das ist von denen nun wirklich keiner...
Und mit mal wird es von hinten sehr Laut. Die Spanische Reisegruppe Immerfröhlich, bestehend aus circa 35 Personen, kommen sehr laut und alle Kreuz und quer durcheinander diskutierend an uns vorbei galloppiert. Zum Glück sind die so schnell unterwegs, das von denen fix nichts mehr zu sehen und zu hören ist. Von denen wünscht einen auch kaum mal jemand, einen guten Weg und die paar die es dann doch machen, werden von Ela mal einfach so ignoriert. 


Deutlich mehr Abwechslung bietet der Weg Heute, zumindest im Vergleich zu gestern. Am Meer gab es jetzt, so im Nachhinein doch sehr schöner Tage. 

Die ersten 7 km geht es stetig leicht bis Steil bergauf, meist durch Eukalyptus-Wälder, die aber zu dieser Jahreszeit leider kaum riechen. 

Immer gesäumt von den in Galicien so typischen alten Steinmauern der Römerstraßen. 



Trotz dem Netten Schild, schaffen wir es ohne Stulle weiter, denn unser Essen war 2 km vorher direkt auf dem Weg in mitten eines Schattigen Waldes.

Wenn es raus geht aus den Wäldern, ist es erstmal toll die Sonne zu spüren, aber 20 Minuten später ist es auch direkt nicht mehr auszuhalten und man wünscht sich bei stündlich steigenden Temperaturen zurück in irgendeinen Schatten.

Padron erreichen wir dann auch noch schneller als gedacht und wollen gleich noch ein wenig mehr abkürzen... 

Das ging aber leider komplett in die Hose. 

Der Weg, den wir gewählt haben, ist zwar laut Maps, deutlich kürzer nur leider überhaupt nicht für Fußgänger geeignet. Davon ist aber bei Google Maps nichts zu sehen. 

Mehrere Kreisel und ein irrer Autoverkehr machen es schwierig und gefährlich die Stadt zu erreichen. Und zur Belohnung dürfen wir jetzt auch noch durch einen riesigen Wochenmarkt mit 1000 langsam dahin bummelnden Spaniern gehen.

Echt eine super Idee mit der Abkürzung.

Aber...

So haben wir den Limoncello gefunden. 



Mission Limoncello complete.

Prost to Joe and Ashley. Buen Camino from Kaaaaarrrrsteeeen and Ela. 


In Padron sind wir durch Zufall in einer kleinen Passage auf einen Italiener gestoßen, der schon im Schaufenster die Flasche stehen hatte. Also zum Mittag mal nix zu essen, sondern für Joe und Ashley, direkt mal Bier und Schnaps. Kann man mal machen.


Ela ging danach auch gleich ab wie Schmidts Katze, die ist gelaufen wie ein Profi-Sportler... Allerdings hat der Limoncello nur knapp 5 Minuten gewirkt, denn war das Tempo wieder ganz Normal. Also nächstes Mal doch gleich die ganze Flasche saufen... 



Nach dem wuseligen treiben hier in dem Ort und den viel zu vielen Menschen, die hier am Sonntag die Stadt bevölkert haben. Wollen wir nur noch weiter. Wir haben unseren Schlafplatz hinter Padron und sind zur Zeit nicht mehr so gut drauf, was bei mittlerweile 32 Grad und der überfüllten Stadt auch gut zu verstehen ist. So kommen wir nicht dazu, daß wir uns Padron (was eigentlich sehr sehenswert sein soll) etwas genauer anzuschauen.

Die Pension lockt mit den Bildern von den Sonnenliegen im Garten, also direkt weiter. 

Durch kleine Gassen immer mehr in Richtung Stadtrand nähern wir uns also mal wieder einer Hauptstraße. Der Verkehrslärm wird lauter und wir haben zwar schon wieder ein paar Pfeile gesehen, aber in anbetracht der nicht so attraktiven Strecke, sind wir nicht sicher, ob wir wirklich auf dem eigentlichen Jakobsweg sind. (waren wir aber)

Kurz hinter einer Kirche, am Ortsende überqueren wir erneut die vielbefahene Hauptstraße nach rechts zu einem Parkplatz. Es ist nicht ganz klar, wie es hier weiter geht, aber es gibt Pfeile und die zeigen in die Ecke von dem Parkplatz... Auf dem Weg dort hin hupt ein Auto hinter uns und die Frau am Steuer ist wild am gestikulieren. Hmmm die meint wohl uns. Also zurück und schauen was sie möchte. Schnell reden kann sie Schon mal gut, so daß wir aber auch rein gar nichts verstehen. Sie zeigt ständig nach vorne und will uns offenbar sagen, daß es dort nicht lang geht... auch mehrere Versuche unsererseits, das wir sie nicht verstehen können, bleiben ungehört. Sie redet und redet und zeigt immer nach vorne und winkt ab. 

OK und als Alternative zeigt sie immer auf die Hauptstraße. 


Sie ist weg und wir erstmal verwirrt. 

Ich rege mich total auf und frage ob die Spanierin bekloppt ist. Die kann doch nicht allen ernstes erwarten, das wir da lang laufen, zwischen den Leitplanke ohne ersichtlichen Bereich zum gehen. Ela will nur noch ankommen und würde jetzt auch um die Pension zu erreichen, quer über die Autobahn laufen, steht also schon auf der anderen Seite gleich bei der Laitplanke und zu allem bereit...

Nee!

Maps fragen. Diesmal mit Satellitenbilder, so daß ich etwas besser erkennen kann, wo es hier lang gehen könnte. Offenbar sollen wir am Ende vom Parkplatz über Bahngleise klettern. OK da fahren weniger Züge als Autos und LKW auf der Straße, also bin ich lieber dafür zu haben und schaue nach einem Weg über die Gleise um danach endlich wieder Pfeile und Jakobsmuscheln zu sehen.

Gefühlte 35 Grad, gereizte Stimmung, und ich frage mich immer noch welche Aufgabe die Frau hatte. Von hier aus kann man jetzt auch sehr gut sehen, daß es am Ende von dem Parkplatz einfach durch einen Busch, über die Gleise ging.

Die hat uns 20 Minuten aufgehalten, unsere Stimmung versaut und wofür... 


Tja und nach 400 Metern in einer Seitenstraße geht es dann trotzdem zurück auf die Hauptstraße. OK hier gibt es genug Platz zum gehen, aber wir nähern uns einem riesigen Kreisverkehr mit 5 Abfahrten und fragen uns erneut, ob das hier wirklich der richtige Weg ist. 

Ela ist mittlerweile eh alles egal, die will nur noch ankommen und so ist auch ihre Laune wieder mal auf 180. 14 Uhr ist durch, die Sonne steht im Zenith, die Hitze ist nicht auszuhalten, direkt an der Hauptstraße, was gibt es schöneres. Die Laune kippt komplett und wie an vielen Tagen, versucht Ela auch jetzt mit rumgemecker die letzten paar Kilometer, weg zu Jammern. Das es so nicht besser wird und sie mir damit auch meine Laune versaut, ist ihr aber wie immer völlig Egal.


Endlich sehen ich Pfeile. Ela weiß durch ihr Google Maps, das sie nur noch 21 Minuten immer an der Hauptstraße zur Pension kommt, also will sie von Pfeilen die nach links zeigen, mal so gar nix wissen...

Viel Spaß beim Abgase schnüffeln, reden hat hier schon seit 20 Minuten keinen Sinn mehr, also gehe ich nach links und Ela den direkten Weg. 

Nach 20 Metern wird auf meiner Route der Weg hier wieder deutlich ruhiger und bietet zwischen den Häusern in den kleinen Gassen auch wieder genügend Schatten. Die Straßen ist nur noch aus der Entfernung leise zu hören und so erreiche ich ohne weitere unnötige Abgase ganz gemütlich nur 7 Minuten nach Ela die Pension.



Ela steht schon unter der Dusche, also mache ich unten mit Luis das mit den Papieren und dem Geld klar und trinke erstmal ein Bier. Diese alte wirklich toll renoviert und schön eingerichtete Steinhaus, ist ein Highlight unter den bisherigen Unterkünften. OK die Lage ist nicht ganz so idyllisch wie man es von den Bildern her vermuten könnte. Die Hauptstraße ist nicht allzu weit entfernt und man schaut auf eine Tankstellen und eine dazu gehöriges Restaurant. Aber so ist in ein paar Metern für das leibliche Wohl, alles schnell erreichbar.

Die Tanke ist gleichzeitig ein kleiner Supermarkt mit normalen Preisen und somit ist für die Getränke schonmal gut gesorgt.

Wir reden noch im Garten mit anderen Gästen über die letzten Tage und die gelaufen Strecke und das wir ab morgen nicht mehr jeden Tag mit Schmerzen klar kommen müssen. 

Kurz noch etwas dösen und um 20 Uhr geht es zum Essen ab in die Fernfahrer-Kneipe. 



Das Essen dort war echt gut, die Portionen wie immer ausreichend. Also man wird Satt und nicht vollgestopft und das dann für 7,00€ pro Person. Da bekommen wir, Brot vorweg, jeder seinen Hauptgang (9 gab es zur Wahl) je ein Getränk nach Wahl und zum Abschluss entweder Kaffee oder Nachtisch.



So und morgen geht es in die letzte Etappe, es sollen 36 Grad werden, also müssen wir wohl mal um 7 Uhr losgehen. Es gibt unterschiedliche Angaben, so zwischen 16 und 19 Kilometer sollen es von hier circa sein, genauer wissen wir es wenn wir da sind. Aber es sollte in 5 Stunden zu schaffen sein.


N8

Über uns

Karsten ist 2017 schon mit etwas gesundheitlichen Problemen 630 Km auf dem Camino-Frances gewandert.


Michaela Pilger Neuling und ganz begeistert von der Idee.


Share it!