18.08.2018 - 9.Etappe



Pontevedra nach Caldas de Reis



Schritte: 35.930
Strecke: 23,49
Höhe: 77 Stock
Zeit: 7:45
Blasen: 0 : 1

So morgens bei Sonnenaufgang durch die Stadt zu laufen, da ist es doch wirklich mal sehr kalt und auch viel zu frisch, für kurze Hose und T-Shirt. 
Der Ort Pontevedra ist aber auch nicht schön, einfach zuviel hässliche Vorstadt und dann dies bisschen Altstadt. Naja und die Altstadt ist dann auch nicht so doll, das die was raus reißen kann. Zumindest nicht bei uns... 
Nach 2 km noch schnell am Ortsende etwas zum Frühstück zu uns nehmen und mit Kaffee und Croissant im Bauch, über die Brücke raus aus dem Ort


Noch geht es sich ganz gut und die Strecke ist abwechslungsreich und hat "keine nennenswerten Höhenunterschiede" zumindest steht es so in unserem Pilger-Führer. Also ich würde so ein zwei oder auch mehrere der kleinen Hügel als durchaus erwähnenswert bezeichnen.

Direkt nach dem Ort geht es schließlich schon zum ersten Mal, hoch auf circa 140 Meter. Und wo es hoch geht, muss es bekanntlich auch wieder runter gehen.



Als nach gut 6 Kilometer Strecke, die Sonne mittlerweile weiter oben am Himmel steht, ist es vorbei mit Schatten. Immer mal wieder geht es zwar kurz unter Bäumen mit etwas Schatten entlang, aber überwiegend ist Heute nur Sonne. Wir kommen auch beide nicht so recht in Gang. Meine Schwierigkeiten sind beim hochlaufen, Egal wie klein und nicht nennenswerte die Steigerung ist. Ela kommt dafür mit ihrem Knöchel Bergab nicht wirklich klar... Es geht sich sehr schleppend und die Sonne macht es auch nicht besser.

Meistens steht die Luft auch noch... Echt eine Quälerei, und das jetzt schon, nach so ein paar Kilometern. 



Es gibt genug Stellen, an denen ich ein Foto machen kann, aber im großen und ganzen, ist der Weg recht öde.

Ein Paar Kilometer an der Straße und im wechsel an Weinfeldern vorbei zu laufen, das mag ja eine Zeit lang ganz schön sein, aber nach 14 Kilometer wird es echt langsam langweilig. 

Auch ist es schwer mal einen Platz zu finden, an dem man sich zum ausruhen und Pausieren hinsetzen kann. Wir sind jetzt mittlerweile schon Bereit, uns neben irgendwelchen Bäumen oder Büschen in das bisschen Schatten auf den Boden zu setzen. Es muss gar keine Bank sein, nur einfach ein Schattenplatz.

Durch die Ansammlung an zerknülltem Zewa oder Taschentüchern, an den paar Stellen, wo man Schutz finden kann, ist leider Klar, das wir nicht auf den Toiletten der anderen Pilger unsere Pause machen wollen.

Nach einer Ewigkeit, kommt eine kleine Bank an einer Mauer und während wir dort sitzen, sieht man in vielen Gesichtern der vorbei laufenden Pilger, das nicht nur wir einen Platz zum pausieren gesucht haben...



Nach weiteren endlosen Kilometern und einer längst überfälligen Bar, können wir endlich mal wieder unser Wasser auffüllen und uns kurz erfrischen und ausruhen.

Die Brunnen, sind Heute eigentlich genug vorhanden, aber nur leider in so blöden Abständen, das es einem nicht so richtig über den Tag hilft. 

Einmal kaufen wir Wasser in einer Bar und keine 15 Meter später ist ein Brunnen... 

Dann wieder 8 Kilometer gar nix (zumindest haben wir es nicht gesehen) um dann auf 150 Meter gleich zwei zu finden. 

Eine Gruppe von Reitern kommt an uns vorbei und ist mit der Spur aus Pferdeäpfeln dann auch indirekt unsere Begleitung bis an unser Tagesziel.



Die Beine brennen. Wir kommen kaum noch vorwärts, die Hitze ist so enorm. Ela meint schon, "August ist der falsche Zeitpunkt für den Portugues"... Heute sind wir beide schon deutlich über dem Limit. Aber es geht wohl allen Heute so. 



Brunnen und Schatten... Die Kombination hatten wir Heute noch nicht, also auch wenn es nur noch 2-3 Kilometer zum Ziel sind, müssen wir hier kurz ausruhen und unsere Wasserflaschen erneut auffüllen.

Die Pause bringt auch eine merkliche Leistungssteigerung für die nächsten 150 Meter, länger hält es sich nicht, bevor wir beide wieder bei unserem  Schneckentempo angekommen sind.



Am Ziel, völlig erschöpft, erstmal ins Zimmer, duschen und mal schauen was Heute überhaupt noch geht. 



Viel geht nicht mehr. 

Kleiner Gang durch den zum Glück nicht allzu großen Ort. Bier und Chips in einer Bar direkt am Fluss. Im Anschluss noch kurz eine Blick in die Kirche... 

Ich sag ja noch "lass uns schnell raus, bevor uns der Pastor erwischt" 


Ich hatte vorher schon gesehen, daß er mit seinem schwarzen Aktenkoffer durch die Reihen der Kirche streift und irgendwas verteilt hat.


Zu spät... An der Kirchentür hat er uns erwischt. Eh wir uns Versehen, haben wir alle Flyer und Fotokopien aus seinem Koffer in der Hand, die Lebensgeschichte seiner Mutter, ein Bild von seiner Mutter, seine WhatsApp Nummer, seine Facebook Daten, ein Zettel in Englisch mit Gebeten für alle Lebenslangen... Er würde sich auch sehr freuen uns um 20 Uhr zur Messe zu sehen.

Daraus wird Heute wohl nix, denn wenn wir zurück in der Pension sind, wird unten in der Bar kurz was gegessen und dann geht es ins Bett. Es ist zwar erst 18 Uhr... aber es sind noch zwei Tage mit ähnlicher Distanz bis Santiago und da müssen wir uns von Heute erstmal wieder irgendwie erholen.


In der Bar, die zu unserer Pension gehört und auch von der MAMA des Hauses geführt wird, wollen wir noch etwas essen. 

Mama kann zwar kein Englisch, spricht also nur Galicisch und lässt sich auch nicht aufhalten, das schnell und reichlich zu tun. 

Die Verständigung klappt trotzdem sehr gut. 

Und so ist das Auswahlmenü für 5,50 gewählt und wird von Mama direkt selber zubereitet. 

Einfaches schnelles Essen, was satt macht. Wir bekommen noch ein Eis und beim rausgehen spendiert sie uns noch einen selbstgemachten Schnaps. Kaffeeschnaps mit ordentlich bums, des sehr lecker war. 


Noch vor 20 Uhr, direkt ins Bett und gute Nacht. 


Über uns

Karsten ist 2017 schon mit etwas gesundheitlichen Problemen 630 Km auf dem Camino-Frances gewandert.


Michaela Pilger Neuling und ganz begeistert von der Idee.


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